Verletzt und völlig am Ende spazierte sie die Straßen von San Diego entlang. Sie wollte nur noch nach Hause, doch irrte sie wie ein verlorenes Kind durch die Stadt. Eine ältere Dame bemerkte den Schmerz der jungen Frau, bemerkte wir verloren sie war und so bat sie ihr ihre Hilfe an. Wollte wissen, wo sie denn hinmüsse. Trocken und abwesend, wie als käme sie aus einer anderen Welt, fragte sie die Frau wo sie denn zu ihrer Wohnung kommen könnte. Sie nannte ihr die Straße. 'Kleines... Du bist direkt vor dem Gebäude deiner Wohnung. Es ist hinter dir. Schätzchen... Kann ich irgendetwas für dich tun?' - gerade in San Diego war es wohl ungewohnt eine solche Frau zu finden. Jemand, der sich so liebevoll sorgt, obwohl sie einen nicht kennt. "Nein... Ich... Danke...", murmelte Anastasia nur vor sich hin und trottete schließlich in das Gebäude, die Treppen hinauf zu ihrer und der Wohnung ihres Bruders. Zitternd schloss sie die Türe auf und betrat so gleich die Wohnung. Die verlassene, leere Wohnung. "Matt... Mattie?", verzweifelt klangen ihre Worte, verzweifelt, dass sie vollkommen alleine war. Verzweifelt, dass sie erkennen musste, einfach für niemanden gut genug zu sein. Natürlich hätte sie das mit Mason verletzt, wenn er sie abgewiesen hätte, doch waren seine Worte es, die sie vollkommen zerbrachen.
Aus ihrer Hosentasche zieht sie ihr Handy heraus und wählt sogleich die Nummer ihres Bruders. Sie brauchte ihn jetzt, musste mit ihm sprechen, brauchte eine Umarmung, doch meldete er sich nicht. Einzig und allein die Mailbox war dran, weswegen sie ohne drauf zu sprechen einfach auflegte. Doch erinnerte sie sich an seine Worte: Du bist gar nichts. NICHTS. Sofort bildete sich erneut ein Kloß in ihrem Hals, der es ihr erschwerte ruhig durchzuatmen. Ihre letzte Möglichkeit war nun noch, ihre Mutter anzurufen. Mit dieser zu sprechen. Gleich wählte sie die Nummer ihrer Mutter, die weiterhin in Vancouver lebte, doch auch ihr Handy klingelte und klingelte. So lange, bis sich ebenfalls die Mailbox anschaltete. Schluchzend ließ sie ihr Handy fallen und sank auf die Knie, zu schwach um stehen zu können: "Ich... ich habe wirklich niemanden mehr...", murmelte sie abwesend vor sich hin, ehe sie sich aufrappelte und ins Bad verschwand. Sie suchte Tabletten, fand die kleine 'Notfall-Dose' ihres Bruders, die sie versteckt hatte, wissend, er war abhängig, doch hielt es ihn natürlich nicht davon ab sich neue Tabletten zu besorgen. Schmerztabletten. Zittrig umschloss ihre zarte Hand die Tablettendose, ehe sie diese öffnete und sich zwei Tabletten herausnahm. Hoffend darauf, der Schmerz würde vergehen. Ihren Zahnputzbecher füllte sie mit eiskaltem Wasser und schluckte gleich zwei Tabletten. Anschließend betrachtete sie sich im Spiegel und wisch sich die Tränen weg. Nein, die Person, die sie gerade sah gefiel ihr wirklich nicht. Kurz schüttelte sie den Kopf und verstaute die Tabletten in ihrer Hosentasche, ehe sie sich in der Küche ein Glas Cola einschenkte und mit diesem in ihr Zimmer verschwand. Ihren Teddybären zog sie gleich zu sich und noch immer zerbrechlich setzte sie sich auf ihr großes Bett, bemerkend, dass die Tabletten rein gar nichts gebracht haben, weswegen sich vor Verzweiflung erneut einige Tränen von ihrem Lid lösen und sie - ohne wirklich zu wissen, was sie tat - gleich vier Tabletten herausholte und diese ebenfalls zu sich nahm. Selbst wenn Anastasia sich oft alleine, einsam fühlte, so hatte sie niemals das Bedürfnis sich das Leben zu nehmen - allein schon aufgrund ihrer Religion, denn selbst wenn sie nicht die Gläubigste war, so würde sie es dennoch immer als Todsünde ansehen. Selbst heute hatte sie es nicht vor, doch war sie vollkommen abwesend, wirkte als wäre sie in einer anderen Welt. Weinend legte sie sich nun auf ihr Bett und rollte sich zusammen, ehe sie vor Erschöpfung die Augen schloss. Man konnte nur hoffen, dass jemand sie rechtzeitig finden und ins Krankenhaus bringen würde...